Lesetext
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Rodica Draghincescu
Bilder einer Vorhalle
Regen
entgegen
dem was ich denke
vom Sieg der nacktheit
bis zum schamlosen schlürfen
des kamillentees,
verkleistert göttliches meckern
mit ziegendreck das gieren nach vollendung
und führt die foeten dieses liederlichen todes ab.
Ich scharre meine brüste aus dem kies,
setze aus ihnen getriebe frei, glocken, turmgerüste,
die brownsche ewigkeit gestockter milch,
farbige fetzen, klagegesänge, gebeine von heiligen.
Ich schüttle die sprache ab
schreie bis ich einen schluckauf kriege
wie viel anstand, wie viel anstand ...
dabei bin ich nur eine episode
im okkulten strudel lebender und toter,
meine nägel bestätigen die taubheit,
die ekstase einer anderen art von leib,
in den das staunen die zerbrochenen stunden gräbt.
Sieh an, ein bild des jahrmarkts — wie ich meine —
ein schlamm entquollen den gelehrten sümpfen,
rosenhafte opulenz, nächtliche erpressung;
ich zerreiße meine kindheit mit den zähnen
wie lange noch? wie lange noch?
im sieg der nacktheit erlischt das brennende ich
Ins Deutsche übertragen von EDITH KONRADT
Aus dem Gedichtband Phänomenologie des geflügelten Geschlechts
(Stuttgart, 2001)
© Akademie Schloss Solitude und Rodica
Draghincescu, 2001-2004
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